Ist meine Zeit gekommen? Nein, sie war schon immer da. Die Frage ist, wie ich sie nutze. Muss es denn immer einen Nutzen geben? Vielleicht reicht es auch, einfach nur zu leben. Das Leben ist schön genug – jedenfalls, wenn die Sonne scheint und man auf dem Balkon sitzen und die warme Luft genießen kann. Einen Kaffee dazu. Wieso muss ich denn auch noch Bücher schreiben?

Mein Sohn hat gestern wohl zum ersten Mal meine Blogeinträge gelesen. Er erfährt dadurch Dinge über mich, die ihm sonst verborgen geblieben wären. Gleichzeitig sind meine Einträge auch Zeitgeschichte. Wie war es, in den 50er Jahren in Deutschland aufzuwachsen? Wie war die Erinnerung an den Krieg, an die Ereignisse im Nazideutschland? Ich bin nicht der Einzige, der darüber erzählt. Aber es ist meine besondere Sicht. Und sie kann vielleicht dazu beitragen, dass sich Geschichte nicht wiederholt. Auch wenn es manchmal so aussieht, als würde sie es gerade tun.

Schreiben gegen das Vergessen. Hitler war in Wirklichkeit Kommunist, kein Rechter? Mit den Kommunisten hätten wir nichts zu tun – so Alice Weidel, „die böse Alice“. Auch sie ist nur ein Mensch. Aber was treibt sie an? Warum ist sie so wütend? Oder ist das alles nur ein Spiel, eine Maske?

Heute kann ich schreiben. Wenn ich über die Anderswelt schreibe, dann schreibe ich über meine Träume. Über meine Ängste. Ich fürchte mich vor der Dunkelheit, vor den Schatten unter dem Bett, vor den dunklen Silhouetten, die vor dem Kerzenlicht in die Ecken fliehen. Das Licht der Kerze, das meine Mutter mir ins Zimmer gestellt hat, damit ich keine Angst hatte.

Der gute Clown, eingesperrt im Käfig – ein Traum. Die Plapperelfe ist mir auch im Traum erschienen. Ich erinnere mich nur nicht mehr genau daran. Tarko, der Kleinwüchsige im Rollstuhl: „Wir brauchen dich nicht zu töten, du bist schon tot!“ Auch ein Traum.

Wir sind unsere Träume, unsere Ängste, unsere Hoffnungen, unsere innersten Wünsche. Hinschauen. Aufschreiben. Sonst vergessen wir, wer wir sind. Wer nicht wagt zu träumen, hat keinen Mut zu kämpfen. So oder ähnlich ermutigten wir uns zu träumen in den achtziger Jahren.

Ich weiß nicht. Träume sind Träume, und die Realität ist die Realität. „Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose.“ (Gertrude Stein)

Was ist wahr? Was sind die Fakten? Aufschreiben. Herausgeben. Gib sie raus, damit sie öffentlich sind – damit jeder und jede sie lesen kann.


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