Der Weg öffnete sich jetzt auf eine große Fläche und machte den Blick frei auf ein großes Gebäude aus Glas. Es war groß, größer als er es erwartet hatte.
Als erstes wurde er geblendet, wie von einem riesigen Spiegel. Er bedeckte die Augen mit einer Hand und konnte im Glitzern der gespiegelten Sonnenstrahlen das Panmysterion sehen.
Ein Palast, der nur aus purem Glas. Vor dem rechteckigen Bau mit abgerundetem Dach erhob sich ein etwa fünf Meter hoher, halbrunder Eingangsbereich. In der Mitte dieses Baus, genauso breit wie der Eingangsbereich sah man ein quadratisches Gebäudeteil mit ebenfalls abgerundeten Dach, darüber ein kleines pagodenartiges Dach, auf das ein noch kleineres Dach gekrönt von einer runden Kuppel, aus deren Mitte eine Spitze wie eine Lanze oder Antenne in den Himmel stach.
Die etwa mannshohen Fenster waren von türkisfarbenen Metallstreben eingefasst, jeweils drei Scheiben übereinander auf der unteren Ebene und mindestens zwölf nebeneinander auf einer Seite des Gebäudes.
Auch Lotta war stehengeblieben. Sie hatte das Gebäude zwar schon beim Vorbeifahren gesehen. Aber sie hatte nicht genau hingeschaut. Es war ihr erst heute Morgen aufgefallen. Es war plötzlich da. Gestern war der Platz noch leer gewesen, nur ein paar leere Plastiktüten waren über den Platz geweht. Und heute stand dort ein ganzer Palast aus Glas.
Sie hatte öfter schon mal zugeguckt, wenn ein Zirkuszelt aufgebaut wurde. Das dauerte immer mindestens einen ganzen Tag und es waren viele Menschen daran beteiligt. Aber vielleicht hatte sie es einfach nicht beachtet. Das Ding war jetzt da und wie es hierhergekommen war, war schließlich egal.
Als sie näher herangingen, konnten sie in das Gebäude hineinsehen. Es sah dem Tropenhaus im Botanischen Garten, in dem Theo schon öfter mit seiner Mutter gewesen war ähnlich. Fremdartige Büsche und Bäume waren so dicht gestellt, dass man sonst nichts erkennen konnte außer einer Vielfalt von Grün in allen Schattierungen und Formen, Blätter, Farne, Zweige, Äste. Baumwipfel.
Durch eine große gläserne Tür gelangten sie in den halbrunden Vorraum. Hier standen ein paar runde Stehtische, auf der einen Seite eine Art Rezeption hinter der eine ältere Dame saß. In der Vorhalle standen ein paar Leute, die sich die Plakate ansahen, die rundherum auf den Glasscheiben hingen. Auf allen stand in großen Lettern „Panmysterion“ dazu Bilder von Fabelwesen wie Einhörner, Elfen, Zwerge, Riesen, Trolle, riesige Adler, Pferden mit menschlichen Oberkörpern statt des Kopfes, Löwen mit Flügeln und anderen Wesen, die Theo oder Lotta noch nie gesehen hatten.
Nur Heute!
Zirkus im Panmysterion!
Große einmalige Sondervorstellung!
Clowns – Akrobaten – Wahrsager
Einmalig und Erstmalig
Der Eingang zur eigentlichen Ausstellung stand offen, war aber bewacht von zwei grimmig blickenden kleinwüchsigen Männern in Uniform. Ab zu ging jemand durch den Eingang nachdem er einem der Zwerge eine Eintrittskarte gezeigt hatte, die dieser sich genau ansah, dann einmal durchriss und wieder zurückgab.
„Das ist also dein Pan-Dingsbums!“ sagte Lotta. „Komm schon, lass uns hineingehen, du hast doch zwei Eintrittskarten!“
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