Immer wieder liest man Meldungen von Horrorclowns, davon dass Menschen Angst vor Clowns haben. Dafür gibt es jetzt sogar einen Fachbegriff: Coulrophobie. Sie tritt angeblich vor allen bei Kindern auf aber auch bei Erwachsenen. Kinder haben Angst vor der Maske, die Gefühle nicht erkennen lässt. Clowns bewegen sich anders, verhalten sich anders als die Kinder es möglicherweise erwarten. Allerdings gibt es immer wieder Kinder, die über Clowns lachen, sie lustig finden. Kleine Kinder fremdeln, das ist völlig normal, fremde Menschen machen erst mal Angst und erst recht einer, der so ganz anders aussieht und so merkwürdige Dinge tut.
Bei Erwachsenen sitzt die Angst wohl noch tiefer. Und nicht ganz unschuldig daran ist Stephen King mit seinem Clown „Pennywise“ wahrhaftig ein Horrorclown. Dabei ist diese Figur in Kings Geschichte gar kein Clown, sondern ein Monster aus dem All, ein Alien mit wechselnder Gestalt, der sich als Clown ausgibt, um Kinder anzulocken. Eine grausige Geschichte, nicht für Kinder geeignet, aber offensichtlich auch nicht für Jugendliche ode Erwachsene, die daraus eine allgemeine Phobie vor Clowns entwickeln. So werden Clowns im gesellschaftlichen Verständnis immer mehr und häufiger zu Schreckgestalten. Das geht so weit, dass McDonald seine Werbefigur den Clown Ronald McDonald quasi in den Ruhestand versetzt hat, da er die Kinder, die er anlocken soll eher abschreckt.
Bisher kannten wir Clowns nur aus dem Zirkus oder Filmen wie „Dick und Doof“, der „Tramp“ von Charlie Chaplin, Buster Keaton usw. Als Kind war für mich der Clown im Zirkus die einzig interessante Figur. Was sollten die Pferde, die im Kreis durch die Manege liefen, Hochseilartisten, Jongleure, Dompteure? Alles langweilig gegen den Auftritt der Clowns, den tollpatschigen August, der immer von dem öden Weißclown hereingelegt wurde aber zum Schluss doch die Lacher auf seiner Seite hatte. Dann kam Stephen King mit seinem Alien, der sich als Clown ausgibt, um zu morden und wir können keinem Clown mehr trauen. Kann er nicht auch ein verkappter Alien sein? Oder einfach nur ein durchgedrehter Typ, der seine Wut- und Machtphantasien unter einer Clownsmaske ausleben will?
Was ist überhaupt ein Clown oder eine Clownin? Sie sind neugierig, manchmal tollpatschig, lassen sich von Fehlschlägen nicht abhalten. Sie leben im Augenblick, nicht im Gestern und nicht in der Zukunft. Sie sind da wo sie sind und nicht woanders. Sie genießen jeden Moment, jeden Atemzug und auch ein Scheitern ist für sie ein Erlebnis, eine Erfahrung, die sie genießen können. So wie Alexis Sorbas im gleichnamigen Film: „Heh, Boss! Hast du jemals erlebt, dass etwas so bildschön zusammen kracht?“ Was hier zusammengekracht war, war das Holzgerüst für eine Seilbahn, die den „Boss“ vor der Pleite retten sollte. Der Film endet mit einem Sirtakitanz und fröhlichem Lachen über das Scheitern aller Pläne. So wie ein Kind, das voller Konzentration einen Turm aus Bauklötzen bauen kann um ihn dann voller Begeisterung einstürzen zu lassen.
In jedem von uns steckt ein innerer Clown, der tanzen will und fröhlich sein, die Welt erleben will ohne Wenn und Aber. Ein Clown, der die Begegnung sucht mit anderen Clowns und Clowninnen. So wie ein Kind, das lebt im Hier und Jetzt, im probieren und scheitern, hinfallen und wieder aufstehen.
Lasst uns die Clowns retten!
Deshalb starte ich diesen Blog, damit die Clowns weiter mit uns sind. Mögen die Clowns mit uns sein!