Was mir heute morgen nach dem Aufwachen so einfiel:
Und alle sollen dich liebhaben, so denkt und fühlt der kleine Paul in mir. Lieber Paul so geht es nicht. Es kommt nicht darauf an, dass alle dich liebhaben, entscheidend ist, dass du alle liebst.
Wow was für ein Wort, alle lieben, bin ich denn Jesus? Oder etwa Gott? Ich weiß nicht, ob ich das kann, aber es hört sich sehr nobel an. Vielleicht ist es aber auch das Geheimnis. Weg vom ich, vom EGO, hin zum wir, zum anderen, zum Mitgefühl, zur Liebe zu den Menschen und zur Natur, zu den Dingen und den Tieren, die Verbundenheit mit allem und jedem, ich das kleine Sandkorn, das Molekül, das Energieteilchen, ich bin ich, unscheinbar aber nicht unwichtig, Teil des Ganzen, verpflichtet auf die Harmonie zu wirken, das zu tun und zu denken, was die Liebe und Harmonie des Universums weiterbringt. Dazu muss ich nichts besonderes tun, einfach nur dem folgen, was mir mein Herz sagt. Bin ich ein Prophet, ein Diener Gottes, wie es meine Mutter versprochen hat? Als sie schwanger war mit mir, dieses Versprechen, dieser Handel mit Gott, wenn es ein Junge wird, so soll er ein Diener Gottes sein, ein Priester im Auftrag der Kirche, ist das was sie dabei dachte und was sie mir eines Abends, ich war vielleicht 5 Jahre alt, in ihren Armen liegend wie eine Beichte mitteilte, schuldbewusst fast, mir diese Bürde aufgelastet, dieses Versprechen in meinem Namen abgegeben zu haben. So gesehen habe ich mich geweigert, das zu erfüllen. Beim Geruch von Weihrauch in der Kirche wurde mir schlecht, ein Beweis dafür, dass das Priesteramt nichts für mich ist. Dann die Pubertät mit dem heftigen Erwachen der Sexualität, absolut unmöglich die Vorstellung von einem Zölibat. Die Schläge vom unterrichtenden Kaplan im Religionsunterricht, die Unterdrückung und Strenge in der katholischen Kirche, die Krankheit meiner Schwester, die immer Angst davor hatte, als Buße für ihre Sünden ans Kreuz genagelt zu werden, all das hat mich ganz weit von dieser direkten Erfüllung dieses Versprechens weggebracht. Auf dem Weg bin ich wohl trotzdem und danke dafür an meine Mutter, mit ihrer Liebe und Aufopferung für ihre Nächsten. Und meinem Vater für seine Sanftmut und Liebe zu mir.
Mit 57 kann man ja mal erwachsen werden. Ich liebe die mir nahe sind, Gabi, Anna, Julien, alle die zu meiner Familie gehören, darüber hinaus die Kreise der Menschen, die ich kenne und ich habe den kleinen Paul, das Baby in mir lieb und bemühe mich darum, die Menschen und die Welt zu lieben.
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