Etwas abseits vom Geschehen war ein rundes Zelt aufgebaut. Davor ein Schild mit der Aufschrift:
„Deine Zukunft in deinen Händen. Komm rein, Tara liest dir aus den Händen!“

Theo spürte, wie sein Herz einen kleinen Sprung machte. Tara? So hieß doch die Zauberin von der Eulalia erzählt hatte. Tara, die Eulalia losgeschickt hatte, um ihm eine Botschaft zu überbringen. Jetzt war sie selbst hier, als Wahrsagerin verkleidet? Konnte das sein? Oder war es nur Zufall? Eigentlich konnte nichts hier Zufall sein. Eulalia war bei ihm gewesen. Sie hatte ihm diese Botschaft überbracht und sie hatte ihm die Eintrittskarten für das Panmysterion gegeben. Und hier war er in diesem Kristallpalast, im Panmysterion. Und hier gab es eine Tara. Warum nicht mal sehen, wer sich hinter diesem Namen verbirgt. Vielleicht konnte sie ihm helfen, den Weg in das Andersland zu finden.

Vorsichtig öffnete er den Vorhang, der den Eingang des Zeltes verdeckte, einen Spalt und lugte hinein. Drinnen war es sehr dunkel bis auf einige Kerzen, die auf einem Tisch in der Mitte des Zeltes standen. Ein schwerer süßlicher Geruch schlug ihm entgegen. Sein Atem stockte, er trat einen Schritt zurück und ließ den Vorhang fallen.
„Nun komm schon rein, ich habe hier schon lange genug gewartet“, kam eine Stimme aus dem Zelt.

Seine Hand zitterte etwas, als er den Vorhang wieder nahm, ihn beiseiteschob und zögernd in das Zelt trat. Es dauerte eine Weile, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten.

*[[ Wenn Tara jetzt hier ist, dann ist sie durch das Tor gekommen. wie hat sei das gemacht? War das Tor nicht von Tarkos Clowns bewacht?Wie kommt sie dann wieder zurück?Wie kann es sein, dass sie in Shirus Baumhaus als Eule auftaucht?]]Hinter dem Tisch saß eine runde schwarze Frau. Sie trug eine Art Turban in schrillem Gelb, der ihre Haare bis auf ein paar schwarze Strähnen, die noch hervorlugten, verdeckte. An der Stirnseite des Turbans spiegelte ein großer Rubin das Kerzenlicht. Ein buntes Tuch, das ihre Arme freiließ, umhüllte ihren massigen Körper. Ihr Hals war bedeckt von einer mehrfach geschlungenen Kette aus Muscheln und Schneckenhäusern in verschiedenen Rottönen.

Das Gesicht der Frau war von einer Schwärze, die Theo noch nie gesehen hatte. Das Weiß ihrer Augen stach daraus hervor, ebenso wie jetzt ihre unglaublich weißen Zähne, die sichtbar wurden, als sie ihren Mund zu einem breiten Lachen öffnete.

„Komm näher, sei nicht so schüchtern. Ich fresse keine Kinder, jedenfalls heute nicht.“, sprach sie in einem freundlichen Ton und schüttelte sich dann vor Lachen, als ob sie gerade einen sehr guten Witz gemacht hätte. Theo fand das gar nicht lustig. Ihm wurde ein wenig übel von dem Geruch und diese schwarze Frau mit den weißen Zähnen machte ihm Angst.

„Nein das ist nicht lustig. Entschuldige bitte.“, sagte sie und lachte dabei. Ihre Stimme war angenehm und hatte eine beruhigende Wirkung auf Theo.

Er ging nun ein paar Schritte näher heran und setzte sich auf den von einem Fell bedeckten Hocker, den Tara ihm zum Sitzen anwies. Er konnte nun ihre Hände sehen, die sie locker auf dem Tisch gelegt hatte. An fast jedem ihrer dicken Finger trug sie mindestens einen Ring mit großen Steinen in unterschiedlichen Farben oder einfach nur aus Gold.

„Schön, dass du da bist. Du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich freue, dass du gekommen bist. Obwohl ich es nicht anders erwartet hätte“, sagte sie und kicherte auch schon wieder.

Was war los mit dieser Frau? War sie eine Hexe oder so etwas Ähnliches? Oder einfach nur verrückt?

Er war immer noch nicht in der Lage irgendetwas zu sagen und starrte nur auf die Frau ihm gegenüber.
„Gut, gut, ich sollte dir einiges erklären. Also, ich bin Tara, wie du vielleicht schon weißt. Steht schließlich draußen auf dem Schild.“ Tara lachte wieder und Theo nahm das schon gar nicht mehr wahr. Sie war also wirklich Tara. Er hatte sich die große Zauberin ganz anders vorgestellt.

„Also wie ich schon sagte, ich bin Tara und ich habe dafür gesorgt, dass Eulalia dir meine Botschaft und die Eintrittskarten zu dieser, na sagen wir mal „Veranstaltung“ überbracht hat. Leider konnte ich nicht selber kommen. Der Weg, den Eulalia genommen hat, ist nur den Elfen vorbehalten. Wesen wie ich können nur durch das Tor gehen und sich hier in diesem Panmysterion aufhalten. Dieses Zelt ist ein Ort zwischen den Orten. Es gehört hierhin und dorthin. So wie du. So wie ich.«

Theo verstand überhaupt nichts. Was redete sie da? Zwischenwelt, Anderswelt, Panmysterion. Er wollte nur seinen Vater finden.

„Was ist mit meinem Vater? Kennst du ihn wirklich? Lebt er tatsächlich in dieser Anderswelt? Ich möchte ihn sehen.“, stammelte er.
Tara gluckste laut und sagte „Natürlich kenne ich deinen Vater. Du wirst ihn kennenlernen und er möchte dich auch sehen.

Aber bevor das geschieht, wirst du noch eine weite Reise machen müssen. Das ist nicht so einfach wie du denkst. Hopp, man geht durch ein Tor und Schwupps ist man in der Anderswelt an dem Ort wo man gerne sein möchte.

Leider ist das nicht so.

Es gibt nicht so viele Tore und es ist nicht immer klar, wo sie sich befinden. Das gilt sowohl für diese Seite als auch für die andere. Die Tore wandern und manchmal können wir beeinflussen, wohin sie wandern.“


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert