„Genau, genau so habe ich mir das gedacht. Ich hätte mir vertrauen sollen und einfach nicht herkommen. So etwas Blödes habe ich mein ganzes Leben noch nicht erlebt. Genau! Ich wusste doch, dass das nicht gut gehen konnte. Warum habe ich mich nur darauf eingelassen? Genau! Was glotzt du so blöde? Hast du noch nie eine Elfe gesehen? Genau! Warum hast du dein Fenster geschlossen? Das kann man doch nicht ahnen. Genau!“
Und während dieses merkwürdige Wesen ohne Unterbrechung einen Schwall von vorwurfsvollen Sätzen von sich gab, bewegten sich ihre Flügel und sie flog, nein schwebte hoch zu Theo und kam ihm immer näher. Dieser zuckte zurück, trat einen Schritt zurück ins Zimmer, bekam dann den Impuls, das Fenster zu schließen. Aber es war schon zu spät. Das Wesen, das Mädchen, die Elfe saß schon auf der Fensterbank, hatte seine Flügel eingeklappt und elegant das rechte Bein über das Linke geschlagen, saß dort, als wäre es das Normalste von der Welt.
„Also da wären wir. Genau! Also du bist Theo, oder? Genau! Wieso schließt du deine Fenster am helllichten Tag, jeder weiß doch, dass Elfen nicht besonders gut sehen können. Genau! Wie kann ich so was ahnen? Ich wollte ja nicht herkommen. Aber ich habe mich nicht durchsetzen können. Genau! Wer hört schon auf eine kleine Elfe? Genau! Ich hätte mich verletzen können, meine Flügel beschädigen, womöglich hätte ich nie wieder zurückgekonnt genau!“

Theo war während dieses Wortschwalls immer noch wie gelähmt. Er stand dort, spürte, wie sein Mund weit offen stand und er immer mehr an seinem Verstand zweifelte. Vielleicht war er beim Lesen eingeschlafen und das war jetzt ein sehr intensiver Traum?

„Aber, aber …“ stotterte er, „wer bist du? Was machst du hier? Was soll das? Bist du ein Traum?“

„Oh, entschuldige bitte, ich habe mich gar nicht vorgestellt. Genau! Ich bin Eulalia Lysandra von Glockenhain, die Tochter von Amandia Glockenblüte der Königin der Elfen im Elfenwald. Genau! Soviel ich weiß, bin ich kein Traum, sondern echt, was sonst? Genau! Und du, bist du ein Traum oder bist du Theo? Genau! Weißt du, ich kenne mich in dieser Welt nicht so gut aus, aber nach der Beschreibung musst du Theo sein! Genau!“
„Äh… ja. Ich bin Theo. Aber… was soll das? Eine Elfe und wieso kennst du meinen Namen?«
Kurz stockte er.
»Was willst du von mir?“
Theo war völlig verwirrt. Nun sprach dieses Wesen mit ihm, kannte seinen Namen, benahm sich so, als ob es ganz selbstverständlich wäre, dass es auf seinem Fensterbrett saß und mit ihm redete. Er musste träumen.
„Also, wie ich schon sagte. Genau! Ich wollte nicht hier herkommen Genau! Aber irgendjemand musste es ja machen. Das hat Tara auch gesagt und sie hat mir keine andere Wahl gelassen. Genau! Na ja, sie hat mich überzeugt. Also habe ich es gemacht, habe den geheimen Übergang benutzt und nun bin ich hier! Genau!“

Dieses Wesen tat so, als wäre es wirklich und auch sonst schien alles wirklich. Durch das offene Fenster waberte die warme Luft herein, er hörte die Geräusche fahrender Autos von der Straße und aus der Ferne ein leises Grummeln vom nahenden Gewitter. Ein sanfter Windhauch brachte etwas Kühlung und er spürte, dass er stark schwitzte.
Eulalia hatte sich nun auf die Fensterbank gehockt und faltete die Hände über ihren Knien zusammen, redete dabei einfach weiter:
„Wie ich schon sagte, Tara hat mich überzeugt. Genau! Sie hat mich geschickt, dich zu holen, weil sie glaubt, dass du der Richtige bist. Genau! Aber wenn ich mir dich so anschaue, dann bin ich mir da nicht so sicher. Du bist so ein Hänfling. Ich habe mir dich viel größer vorgestellt und stärker. Jetzt sehe ich hier einen kleinen Menschen, schmal und schwitzend, eine komische runde Brille auf der Nase, abstehende Ohren und wirre Haare auf dem Kopf. Dass du …“


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