Morgengedanken

Heute wieder eine Rechnung verschicken. Ich kann aber auch hier sitzen und gar nichts tun. Was ist richtig als nächsten Schritt? Roman weiter schreiben oder einen Blog einrichten? Einfach mal einen Test machen? Ich kann doch mal ausgewählte Leser einladen. Die könnten auch auszugsweise meinen Roman lesen. Vielleicht das erste Kapitel. Oder einfach mal was anfangen.

Das Wetter ist wirklich gut. Vielleicht ein bisschen kalt noch. Aber das soll sich ja zum Wochenende ändern. Und dann wird es wärmer. Regen bleibt aus. Das wird wieder die Bauern beunruhigen, denn die Saat braucht Wasser. Wir hatten Dürrejahre und völlig übernässte Jahre. Nichts ist mehr so wie früher. Früher gab es richtige Sommer und richtige Winter. Ich erinnere mich daran, dass zum Wassersparen aufgefordert wurde, weil der Pegel in der Remscheider Talsperre sehr gesunken war. Endlos heiße Sommer. Ab ins Freibad oder zur Eschbach. Das kostete keinen Eintritt. Man konnte zwar nicht schwimmen aber sich wunderbar abkühlen im quirligen Wasser des Baches. Im Strandbad, so nannte man das in Remscheid war ich als kleiner Junge oft mit meinem großen Bruder. Der hatte ein Auto und er hat mich oft mitgenommen.

Ich erinnere mich an ein Foto. Der kleine Paul, vielleicht acht Jahre alt, steht auf einem Startblock. Ein schüchternes Lächeln in die Kamera. Leichter Speck auf den Hüften. Auf der Badehose Frei- und Fahrtenschwimmerabzeichen. Darauf war ich sehr stolz.

Ich erinnere mich an einen heißen Tag auf dem Sportplatz. Es muss während des Sportunterrichts gewesen sein. Ich sitze am Rand des Spielfeldes in der Turnhose. Mein Unterhemd habe ich ausgezogen. Ein Junge, ich weiß nicht mehr, ob er in meiner Klasse war, es war jedenfalls kein Freund von mir, kommt zu mir und zeigt auf meine Brust. »Du hast ja Brustwarzen wie ein Mädchen!«
Ich bin verwirrt, schaue auf meine Brustwarzen. Sie sehen aus wie immer. Sie sind leicht vorgewölbt, nicht erigiert. Wieso Mädchen? denke ich. Erst viel später, erst als Erwachsener verstehe ich, dass die Form meiner Brustwarzen wohl ungewöhnlich für einen Jungen waren.

Vielleicht hätte ich doch ein Mädchen werden sollen. Manchmal dachte ich das damals. Allerdings, meine Mutter hatte ja den lieben Gott um einen Jungen gebeten. Sie wollte kein Mädchen mehr. Als Gegenleistung versprach sie mich als Diener Gottes, wenn ich groß bin. Na ja, Priester bin ich nicht geworden. Aber vielleicht doch ein Diener Gottes. Obwohl ich im katholischen Sinn nicht gläubig bin.

Aus dem kleinen Jungen wurde ein Mann. Und ein Stück Frau ist dabei doch heraus gekommen.

War das vorherbestimmt? Oder nur Zufall?


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